Meine wissenschaftlichen Arbeiten verbreiteten sich, von den Prinzipien der Wärmelehre
ausgehend, mit der Zeit auf dem gebiete der physikalischen Chemie und der Elektrodynamik,
wobei ich stets bemüht war, die Grundgedanken jener großen Prinzipien überall
zur vollständigen Durchführung zu bringen. Dadurch wurde ich öfters veranlaßt,
spezielleren Fragen tiefer nachzugehen, so in der physikalischen Chemie besonders der
Theorie der Lösungen, in der Elektrodynamik und Mechanik der Einstein'schen
speziellen Relativitätstheorie.
Als das fundamentalste, aber auch schwierigste Problem erschien mir
immer die Aufdeckung der Gesetze der Wärmestrahlung, weil dieselben in
ihrem wesentlichen Teile garnicht von der speziellen Beschaffenheit der materiellen
emittierenden und absorbierenden Körper abhängen. Diesem Problem habe ich daher
die Hauptarbeit meines Lebens gewidmet, ohne bisher zu einem voll
befriedigenden Abschluß gekommen zu sein. Denn wenn ich auch nach
jahrelangen Bemühungen, dank der Förderung durch die grundlegenden Ideen
von L. Boltzmann, zur Aufstellung eines rationellen Gesetzes für die
Energieverteilung im Normalspektrum der strahlenden Wärme und zur Entdeckung
die hierfür charakteristischen elementaren Wirkungsquantums gelangte, so haben
diese Fortschritte doch wieder auf der anderen Seite eine Reihe neuer, anscheinend
noch viel tiefer liegender Rätsel aufsteigen lassen, welche die theoretische physikalische
Lösung heute die Experimentatoren und Theoretiker aller Länder in regem
Wetteifer mit wechselndem Erfolge arbeiten. Ich hoffe, daß das Schicksal mir
noch die Gunst erweisen wird, wenn nicht die volle Aufklärung, so doch
einen aussichtsreichen Weg dahin erleben zu lassen.
(Seitenwechsel Original)
Quelle: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, V. Abt. Rep.. 13 Max Planck Nr. 859