Geboren am 23. April 1858 in Kiel als Sohn des Professors der Jurisprudenz
an der dortigen Universität besuchte ich das Gymnasium bis zum Jahr 1867,
in welchem mein Vater, der sich politisch zu den überzeugten Anhängern des
legitimen Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein zählte, einen Ruf an
die Universität München Folge leistete. Hier absolvierte ich im Sommer 1874
das Gymnasium und entschied mich nach anfänglichem Schwanken zwischen
Philologie und Mathematik, angezogen hauptsächlich durch die mathematischen
Vorlesungen von Gustav Bauer, für das Studium der letzteren Wissenschaft,
zunächst an der Universität München.
Die Erkenntnis, daß die physikalischen Voraussetzungen, die man zu
Grunde legen muß, um auf dem Wege rein mathematischer Deduktion
die Natur im einzelnen theoretisch verstehen und dadurch auch praktisch beherrschen
zu lernen, sich vielfach in verhältnismäßig äußerst einfache Formen bringen
lassen, erweckte bald, besonders unter dem Einfluß des Physikers Philipp
v. Jolly, mein lebhaftes Interesse für Physik. Aber erst
im letzten Studienjahr, das ich in Berlin, als Hörer von Kirchhoff,
Helmholtz und Weierstraß verbrachte, empfing ich die ersten für mein
späteres Leben maßgebenden Anregungen, und zwar, fast noch mehr als
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Quelle: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, V. Abt. Rep.. 13 Max Planck Nr. 859